von Johannes Rödhammer-Roedmer
Franz Schubert hat trotz seines kurzen Lebensalters (1797-1828) als „Liederfürst“ mehr als 600 Lieder komponiert.
Darunter die Liederzyklen „Die schöne Müllerin“, „Die Winterreise“ und den Zyklus „Schwanengesang“.
Als junger Sänger – damals noch Bariton – habe ich unter dem berühmten Liedbegleiter Erik Werba (Seefried, Berry…) meine allererste Winterreise im Gewerbesaal – heute Stadtgalerie – gesungen.
Dies war neben meinem Opernfach der Anfang meiner Laufbahn als ernstzunehmender Liedsänger.
Seither sind viele Jahre verstrichen. Ich habe meine Winterreise viele Jahre nahezu überall in der Welt – auch in New York – aufgeführt.
Aufgrund meiner doch schon fortgeschrittenen Jahre erschließt sich mir der vielschichtige Sinn des Liederzyklus „Winterreise“ in einer immer wieder reich an Abwechslungen, im Grunde aber doch auf zunehmend tragische Art und Weise:
Das erste Lied „Gute Nacht“ beginnt mit „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh´ ich wieder aus …“ fast melancholisch. Darnach folgt aber durchaus heiter „ … das Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Eh´ …“ , bevor es in „ … nun ist die Welt so trübe, der Weg bedeckt mit Schnee …“ eher dieser Zyklus schwermütig seine Folge von insgesamt 24 Liedern zu nehmen beginnt.
Der eher an der Welt verzweifelnde Charakter vertieft sich bereits im zweiten Lied „Die Wetterfahne“, das mit den Worten „ … was fragen sie nach meinen Schmerzen … “ der in dem aus Selbstreflektion selbst das Wesen des „Winterreisenden“ seinen Ausdruck findet.
Das 4. Lied „Erstarrung“ weist mit „ … ich such´ im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur ...“ wohl auch auf den eigentlichen Charakter dieses Zyklus hin.
Das wohl berühmteste Lied aus diesem Zyklus „Der Lindenbaum“ widerspiegelt die unerfüllbare Sehnsucht nach ersehnter oder erhoffter Erfüllung.
Die nun folgenden Lieder stellen einerseits die Sehnsucht nach schier unerreichbarer Glückseligkeit dar und münden im Lied „Die Post“ zuerst in Frohsinn: „Von der Straße her ein Posthorn klingt …“, dann jedoch in „ … die Post bringt keinen Brief für dich …“ in Resignation.
Im Abgesang des Liedes „Die Krähe“ „… Krähe, soll ich endlich sehn, Treue bis zum Grabe!“ der Ausdruck des unerfüllten Wunschdenkens des durch die eigentlich fremde Umgebung Wanderden.
Es gibt aber auch lebensfrohen Ausdruck in den später folgenden Liedern „Der stürmische Morgen“ und „Mut“, in denen (nur scheinbar) die Abkehr von der den ganzen Zyklus stets beherrschenden Verzweiflung an der das Leben des „Winterreisenden“ zum Ausdruck gebracht wird.
Das Lied „Der Wanderer“ offenbart die tiefe Zerrissenheit des Wanderers mit der als unglücklich empfundenen Umgebung und endet in „ … eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück …“ ziemlich ohne jegliche verwirklichbare Hoffnung.
Die abschließenden Lieder dieses Zyklus „Das Wirtshaus“ „Auf einen Totenacker hat mich mein Weg gebracht, allhier will ich einkehren, hab´ ich bei mir gedacht …“, die „Nebensonnen“ und „Der Leiermann“ geben so rückblickend an eine der Verzweiflung nahende Selbstaufgabe des „ewig Wanderden“ zu erkennen.
Ich selbst bin nicht so sicher, ob „Wunderlicher Alter, soll ich mit dir geh´n? Will´st zu meinem Liedern deine Leier dreh´n?“der eigentliche Abschied des Winterwanderers vom Leben durch absolute Selbstaufgabe oder doch nur die unreflektierte Wiederholung des allerersten Liedes „Gute Nacht“ sein sollte.
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