Dienstag, 4. November 2025
Beginn: 11:00 Uhr
Dauer:
90 Minuten mit anschließendem Publikumsgespräch
Altersempfehlung:
ab 14 Jahren
Tickets:
Ausschließlich per eMail an office@theater-wozek.at oder telefonisch unter 0660/8672446
Ein Theaterprojekt mit zeitgenössischer Relevanz
Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" ist ein Werk, das seit seiner ersten Aufführung im Jahr 1906 nichts an Schärfe und Brisanz verloren hat. Es thematisiert die Kämpfe und Unsicherheiten der Jugend, die sich im Spannungsfeld von Erwachen der Sexualität, gesellschaftlichen Normen und elterlichen Erwartungen befinden. Dieses Theaterprojekt beleuchtet nicht nur die Herausforderungen, denen Jugendliche im Wilhelminischen Deutschland ausgesetzt waren, sondern zieht auch Parallelen zu den heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Das Stück spielt in einer deutschsprachigen Kleinstadt und folgt einer Gruppe von Jugendlichen, die versuchen, ihre Identität und Sexualität zu entdecken. Das Stück befasst sich mit Themen wie sexueller Unterdrückung, Bildungszwängen, elterlicher Kontrolle und den tragischen Folgen von Unwissenheit und Repression. Die Hauptfiguren, Melchior Gabor, Moritz Stiefel und Wendla Bergmann, repräsentieren verschiedene Facetten der jugendlichen Lebenswelt und die Kämpfe, die damit einhergehen. Wedekind schreckt nicht davor zurück, Tabuthemen wie Masturbation, Schwangerschaftsabbruch und Suizid zu behandeln, was dem Stück zu seiner Zeit heftige Kritik einbrachte. Trotz oder gerade wegen dieser Kontroversen ist "Frühlings Erwachen" ein Werk, das eine starke emotionale Resonanz hervorruft und die Zuschauer*innen dazu anregt, sich mit unangenehmen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
In der heutigen digitalen Ära sind Jugendliche neuen Formen der sexuellen Erkundung und des Mobbings ausgesetzt. So wie die Jugendlichen in "Frühlings Erwachen" ihr sexuelles Wissen durch heimliche, verbotene Lektüre erweitern, nutzen heutige Jugendliche das Internet und soziale Medien, um Informationen zu erlangen, die ihnen sonst verwehrt bleiben. Sexting und Cybermobbing sind moderne Manifestationen der Herausforderungen, denen Jugendliche gegenüberstehen, wenn sie ihre Sexualität in einer oft repressiven Gesellschaft erkunden.
Die Figur Moritz Stiefel symbolisiert den enormen Druck, der auf manchen Jugendlichen lastet, schulisch erfolgreich zu sein. Damals wie heute erleben viele junge Menschen Versagensängste, den hohen Erwartungen ihrer Eltern und der Gesellschaft nicht gerecht zu werden. Der Wettbewerb um gute Noten und Studienplätze führt oft zu psychischen Belastungen und in extremen Fällen sogar zu Suizid. Das Stück fordert uns auf, darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft den Erfolg definieren und welchen Preis wir dafür zu zahlen bereit sind.
Die Tragödie von Wendla Bergmann, die aufgrund ihrer Unwissenheit über Sexualität schwanger wird und schlussendlich stirbt, verdeutlicht die Konsequenzen mangelnder sexueller Aufklärung. Diese Thematik ist auch heute von großer Bedeutung, da in vielen Teilen der Welt Sexualkundeunterricht entweder unzureichend ist oder gar nicht stattfindet. Das Resultat sind Teenagerschwangerschaften, sexuell übertragbare Krankheiten und die Stigmatisierung von Jugendlichen, die versuchen, ihre Sexualität auszuleben. "Frühlings Erwachen" zeigt uns die Wichtigkeit einer umfassenden und offenen sexuellen Bildung.
Wie die Charaktere in Wedekinds Stück, ringen auch heutige Jugendliche mit Fragen der Identität und der Selbstakzeptanz. Die Suche nach der eigenen sexuellen und persönlichen Identität ist ein universelles Thema, das über alle Generationen hinweg relevant bleibt. In einer Zeit, in der die Diskussion um Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierungen zunehmend an Bedeutung gewinnt, bleibt "Frühlings Erwachen" ein kraftvolles Plädoyer für das Recht jedes Menschen, sich selbst zu entdecken und zu akzeptieren.
"Frühlings Erwachen" präsentiert sich als zeitgenössisches Theaterprojekt, welches die Themen von Wedekinds Stück in den Kontext der heutigen Gesellschaft stellt. [...]
ist eine bedeutende Figur in der deutschen Literaturgeschichte, bekannt für seine provokanten und kontroversen Werke, die gesellschaftliche Normen und Tabus herausforderten. Er wurde am 24. Juli 1864 in Hannover geboren. Seine Eltern waren der Arzt Friedrich Wilhelm Wedekind und die Schauspielerin Emilie Kammerer. Wedekind verbrachte seine Kindheit in der Schweiz und studierte Geschichte und Literatur an der Universität Zürich. Wedekind arbeitete zunächst als Journalist und begann in den 1890er Jahren, seine ersten Dramen zu schreiben. Sein erstes bedeutendes Stück war „Frühlings Erwachen“ (1891), das sich mit den Konflikten der Jugend und Sexualität befasst. Weitere wichtige Stücke sind „Die Büchse der Pandora“ und „Erdgeist“. Seine Arbeiten hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung des modernen Theaters und die Psychoanalyse. Er starb am 9. März 1918 in München. Frank Wedekind war ein visionärer Dramatiker, dessen Werke gesellschaftliche Fragen aufwarfen und die Theaterkunst erweiterten.